GESCHICHTE

Während des 2. Weltkriegs wurde das Schloss zum geheimen Versteck für die numismatische Sammlung des Museum der Stadt Breslau, welche hier vom niederschlesischen Provinzialkonservator Günther Grundmann versteckt wurde und bis heute verschollen bleibt.

Warmątowice Sienkiewiczowskie ist ein kleines Dorf, verfügt aber über eine interessante Geschichte. Die erste Erwähnung des Ortes stammt bereits aus dem Jahr 1217. Es war ein typisches Adelsgut mit einem zentral gelegenen befestigten Herrenhaus, das vom Wassergraben und Park umgeben war. An der heutigen Stelle stand dieses Bauwerk schon mindestens seit dem 15. Jahrhundert.

Warmątowice SienkiewiczowskieIm Jahr 1602 wurde dort ein Wehrhof im Stil der Renaissance errichtet, dieser wurde damals von einem breiten befestigten Graben umgeben. Die Residenz erfüllte ursprünglich die Funktion einer Grenzburg des Herzogtums Liegnitz, welche einem lokalen Rittergeschlecht überlassen wurde.
1748 wurde der Wehrhof in ein barockes Schloss umgestaltet, das in dieser Form bis heute erhalten ist.

Im Jahr 1812 erwarb Luis Serafin von Olszewski das Schloss mit dazu gehörigen Gebäuden und Land.

Bis 1909 befand es sich im Besitz von Louis’ Sohn, Alfred von Olszewski, eines germanisierten Nachfahren einer ostpolnischen Adelsfamilie, der inspiriert von Henryk Sienkiewicz Romanen (natürlich in deutscher Übersetzung) ein überaus ungewöhnliches und für damalige Zeit nahezu skandalöses Testament verfasste.

Warmątowice SienkiewiczowskieNach seinem Tod sollten seine Kinder seinen gesamten Besitz erben, unter der Bedingung, dass sie bis zum 30. Lebensjahr eine Prüfung in der polnischen Sprache, sowie über die Kenntnisse der Geschichte und Kultur Polens ablegen und einen polnisch stämmigen Partner ehelichen. Sollte diese Bedingung nicht erfüllt werden, oder die Kinder vorzeitig sterben, sollte das Erbe an Henryk Sienkiewicz oder an dessen Erben übergehen (nach dem Tod der Witwe von Olszewski). Auf keinen Fall sollte der Besitz an den preußischen Staat oder an entfernte Verwandte fallen. Mit dem Inhalt des Testaments konnte sich Sienkiewicz am 11. Juni 1909 in Krakau vertraut machen und es war offensichtlich, dass die Bedingungen, die der Verstorbene an seine Kinder gestellt hatte, nicht erfüllt werden können. Nach Alfreds Tod versuchte seine Witwe, die deutsche Baroness Gabriela von Zedlitz und Neukirch zuerst das Testament des Gatten anzufechten. Nachdem dies gescheitert war, begann sie mit Sienkiewicz zu verhandeln. Der Schriftsteller, der noch nie von Olszewskis Besitztümern gehört hatte, verzichtete auf das Erbe, da er der Meinung war, man könne niemanden unter Androhung des Verlustes des väterlichen Erbes für das Polentum gewinnen. Gabriela von Olszewska musste in der Bank einen Geldbetrag als Kaution hinterlegen, den sie erst anheben konnte, wenn die Bedingung aus dem letzten Willen ihres Gatten erfüllt wurde. Da die Bedingung nicht erfüllt wurde, ging das Geld später an eine ausgesuchte polnische Bildungseinrichtung. Alfreds Sohn, Bolesław Bogdan verstarb in jungen Jahren, den Besitz erbte seine Schwester Draga, die interessanterweise nach ihrem Gatten den Mädchennamen ihrer Mutter trug – von Zedlitz und Neukirch. In den Händen dieser Familie blieben die Güter bis zum 2. Weltkrieg, wurden dann während der Kriegshandlungen zerstört. Bis in die 60er Jahre hatte das Schloss unterschiedliche Bewohner, wurde dann verlassen und befand sich später im staatlichen Besitz.
Im Jahr 1995 wurde das Bauwerk von einem privaten Eigentümer erworben.
Im Februar 1998 wurde das Dorf zur Erinnerung an das Testament des ehemaligen Schlossbesitzers in Warmątowice Sienkiewiczowskie umbenannt.

Warmątowice SienkiewiczowskieErwähnungswert ist auch die Schlacht an der Katzbach, die in der Nähe des Schlosses ausgetragen wurde, auf den Feldern in der unmittelbaren Nähe des Ortes am 26. August 1813 zwischen den napoleonischen Truppen und der vereinigten russisch-preußischen Schlesischen Armee unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls von Blücher (das Schloss war das Hauptquartier des Feldmarschalls), wo die beiden Armeen unerwartet aufeinanderstießen. Die Schlacht endete mit der Niederlage der französischen Truppen und Blücher verdiente sich den Titel des Fürsten zu Wahlstatt (Legnickie Pole). In Erinnerung an diese Schlacht werden dort immer wieder historische Feldlager veranstaltet.


Inhalt des Testaments:

„Obwohl ich diese Worte auf Deutsch vor einem preußischen Notar verfasse, fühle ich mich heute als Pole und es erleichtert mich zu bekennen, dass ich zum Glauben und Tradition der Vorfahren zurückgekehrt bin. Dies ist ein großes Verdienst von Henryk Sienkiewicz und seinen Büchern, die mein Gewissen und meine nationale Gesinnung erweckt haben. Heute, wenn die Hochmut der Kreuzritter mit einer neuen Kraft zurückkommt, wenn die Slawen vom Land ihrer Väter vertrieben werden, ich selbst werde zum Ziel der Schikanen seitens der Machthaber und des Widerwillens meiner Nachbarn. Es ist deshalb mein Wille, dass meine Kinder bis zu ihrem 30. Lebensjahr 3 Prüfungen ablegen: in der Sprache, der Kultur und der Geschichte Polens, vor einem glaubwürdigen Prüfer, der von mir selbst festgelegt wird. Mein Wunsch ist es, dass die Tochter den katholischen Glauben annimmt. Sollten meine Bedingungen unerfüllt bleiben, so will ich meinen Besitz, das heißt das Gut Warmątowice (287 ha) mit einem Jahreseinkommen von 12927 Mark und das zweite Gut von 140 ha mit einem Einkommen von 5834 Mark, außerdem das Schloss von Warmątowice mit einem 8 ha großen Park im Wert von einer Million Goldmark dem Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz vermachten. Ich hoffe, dass nach meinem Tod wenigstens ein Teil der Besitztümer, die Familie Olszewski in Schlesien gesammelt hatte, an die Weichsel zurückkehren und zur Wiedergeburt des nationalen Geistes beitragen wird.”

Die Antwort von Henryk Sienkiewicz an die Witwe von Alfred von Olszewski:
„Ich und meine Nachkommen werden an jegliche Rechte an der Erbschaft verzichten. Ich hatte übrigens auch niemals die Absicht, anders zu handeln und auf keinen Fall würde ich mich an dem Besitz der Waisen bereichern, denn man kann niemanden für Polen und die polnische Sache gewinnen, indem man ihm droht, ihm das Land zu entziehen, das von den Vätern geerbt wurde. Es wäre sicherlich eine gute Möglichkeit für diverse Bülows, doch wider meinem eigenen Charakter noch der polnischen Kultur”

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